Sunday, December 4, 2011

Die Tücke des Subjekts III - Heidegger, my love

Zizek, Slavoj: Die Tücke des Subjekts. 
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Frankfurt a. M. 2001.
1. Auflage.

S. 16 Gemeinhin wird die Heideggers Dekonstruktion der Metaphysik (insbesondere die der Subjektivität) als wichtiger philosophischer Fortschritt anerkannt. Zizek weist unter Bezugnahme auf Habermas darauf hin, dass dies die Widerstandsmöglichkeiten des Subjekts untergräbt und letztlich in den totalitären Schrecken des 20. Jahrhunderts mündet.

S. 17 Heidegger beruft sich in seiner Dekonstruktion auf Nietzsche. Dieser habe bereits den sich als Zentrum des Universums setzenden Menschen als Wahn und Unsinn kritisiert, sei dabei (so Heidegger so Zizek) immer noch "im Horizont der cartesianischen Subjektivität verblieben".

S. 23 Heidegger selbst würde sagen, dass er nicht über Politik spricht, sondern über Metaphysik, ein denkbar unpolitisches Thema. Doch laut Zizek funktioniere Ideologie immer darüber, dass sie auf einen nicht-ideologischen Kern verweise. Dieser (im Falle Heideggers: die Metaphysik des Subjekts) sei geradezu der Motor* der Ideologie. 

S. 25  Heidegger zufolge ist die existierende Welt keine Wohnstatt des Menschen, kein Zuhause und keine Heimat. Die Subjektivität des Menschen, der spezifische Zustand seines Seins in der Welt ist der des "Aus-den-Fugen-seins", des "Abgrunds" und "Herausstands". Daher schließen sich Exzess und Alltagswelt nicht aus, im Gegenteil: Die Alltagswelt ist die exzessive Entscheidung dafür, als Mensch, ex-zentrisch, zu leben.
S. 27 Das Problem bei Heidegger sei nur, so Zizek, dass dieser ignoriere, dass man die jeweils eigene Art der Exzentrizität nicht frei wählen kann, sondern immer in bestimmten, festgelegten sozialen System verankert ist (das, was Lacan "das Symbolische" nennt).  

*
mein Ausdruck - A.G.R. 

Die Tücke des Subjekts II - Genuss und Autorität

Zizek, Slavoj: Die Tücke des Subjekts. 
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Frankfurt a. M. 2001.
1. Auflage.

S. 10 Das Gesetz des Vaters sei der Garant des Genusses. Ohne die autoritäre Stimme in der Welt könne es keine Lust geben; dies behauptet Zizek mit Verweis auf Lacan. Der Preis für das gegenwärtige prinzipielle in Frage stellen jeder Autorität sei daher nicht der Verfall der Sitten, sondern die Abnahme der Genussfähigkeit. Daher auch Zizeks Sympathie für den Katholizismus. 

Die Tücke des Subjekts I - Cogito

Zizek, Slavoj: Die Tücke des Subjekts.
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Frankfurt a. M. 2001.
1. Auflage.


S. 8 Es ginge nicht darum, zu einem vor-kritischen Begriff von Subjekt zurückzukehren: Einem sich selbst transparenten, klar abgegrenzten, innerem Ich oder Ich-Kern. Das Ziel des Buches ist vielmehr, die verborgene, vergessene, verdrängte exzessive Seite des cartesianischen Subjekts herauszuarbeiten. S. 10  Auf Heidegger und auf Kant zurückgreifend, macht Zizek in der Einbildungskraft ebendieses exzessive Moment des Cogito aus. 

Thursday, December 1, 2011